Mülheim - Überlastete Telefonleitungen, bis zu drei Stunden Wartezeit, entnervte Patienten, gestresste Mitarbeiter, wenig Zeit für Menschen, denen man eigentlich viel Zeit widmen müsste. Wenn der Kinderarzt Taner Uguz von der Arbeit in seiner Mülheimer Praxis erzählt, bekommt man eine Vorstellung davon, was es heißt, einer der Letzten seiner Zunft im Stadtteil zu sein.
Bis zu hundert Patienten an einem Sprechstundentag können es schon mal werden, 70-80 Kinder pro Tag sind die Regel. Die Praxis von Uguz nimmt keine neuen Patienten mehr an, nur Notfälle und Neugeborene. Das hilft wenig, wenn ganze Familien bulgarischer EU-Zuwanderer im Flur stehen, in Not, ohne Deutschkenntnisse und ohne Versicherung. Dann behandelt Uguz sogar umsonst. "Das darf ich gar nicht, aber was soll ich tun?“
(KStA)Kommentar: Nachdem der Kinderarzt Stankowski auf der Dünnwalder Straße seine Praxis aufgab, war Mülheim eine Zeit lang ganz ohne Kinderarzt. Wir selbst sind in eine Praxis nach Höhenhaus ausgewichen. Für kurzweilige Projekte wie jetzt das Soli-Fest auf der Keupstraße ist immer mal wieder Geld da. Aber die Grundversorgung zu stärken, wäre wichtiger, vor allem für die kinderreichen Zuwandererfamilien. (rb/MF)