Den Karnevalisten vergeht die Lust wegen neuer Gebühren. Foto: Klaus Michels
Dicke Rechnung
Mülheim / Köln - Gastronomen, Veranstaltern und Vereinen steht eine Gebührenerhöhung ins Haus: Die Abrechnungsgesellschaft Gema erhöht zum nächsten Jahr deutlich die Preise. "Wenn die Erhöhung kommt, ist das eine Katastrophe", sagt Disko-Besitzer Tom Thomas vom "Vanity". "Das ist echt Abzocke." Worum geht es? Die Gema vertritt Urheberrechte von Musikern, verlangt dafür Gebühren bei Veranstaltungen, auf denen Musik abgespielt wird.

Zum 1. 1.2013 führt die Gema ein neues Vergütungssystem ein. Danach müssen Veranstalter pro qm und Eintrittskarte Geld abführen. Zahlten z.B. Karnevals- Gesellschaften bisher rund 900 Euro für eine Feier im Gürzenich, müssen sie ab Januar knapp 4000 Euro bezahlen. Gleiches gilt für nahezu alle Veranstaltungen in der Stadt. (EXPRESS)

Kommentar:
Das waren noch Zeiten, als Kneipen "Zum singenden Wirt" hießen. Da sorgte das Personal höchstselbst für's akustische Kundenglück. Heute kauft man die Beschallung ein und beschwert sich über die Preise. Liebe Disco-Fuzzis, wenn euch das zu teuer ist, könnt ihr ja eure alten, verstimmten Klampfen wieder auspacken und selber dem Publikum einheizen .. Roll over GEMA, yeah .. (rb/MF)
Den Karnevalisten vergeht die Lust wegen neuer Gebühren. Foto: Klaus Michels
Ungewöhnliche Klangwelten
Mülheim - Ein Hinterhof in Köln-Mülheim. Sonne fällt auf Bäume, es könnte eine Frühlingsidylle sein, wenn es wärmer wäre. Carola Bauckholt lächelt dennoch strahlend. Sie hat allen Grund, fröhlich zu sein. In Amsterdam spielt das Ives-Ensemble, international führende Musiker für zeitgenössische Kammermusik, ein Porträtkonzert nur mit ihren Werken.

Sie hat ein neues Stück für diesen Abend komponiert, "Schlammflocke 2" heißt es. Schon der Titel zeigt, dass Carola Bauckholt keine "normale" Musik komponiert. Sondern Stücke, in denen die Musiker ungewöhnliche Klänge hervorbringen müssen. In den nächsten Tagen folgen weitere Uraufführungen in Witten und Köln. Carola Bauckholt schreibt skurrile, anspruchsvolle Musik und ist blendend im Geschäft.

Dass sie von ihren Kompositionen leben kann, wundert sie immer noch ein bisschen, aber den Zwang zum Populären macht Carola Bauckholt nicht mit. "Publikum ist eine abstrakte Größe. Daran darf ich gar nicht denken." Dass Kultursendungen und Konzertveranstalter heute genau auf die Zahlen schauen, ist ihr ein Grauen: "Quote ist Seuche." (WELT)
Fazil Say (Foto Gudrun Meyer, CC BY-SA 3.0, Wikipedia)
Spott - eine göttliche Erfindung

Türkei - Es gibt lebhafte Diskussionen, ob die Türkei zu Europa gehört und der Islam zu Deutschland. Viele reden über das Thema mehr prinzipiell, also über die generelle Religions- und Reisefreiheit.

Sie vergessen dabei, dass die Toleranz bestimmter Denkweisen eine Unterstützung dieser Positionen bedeutet. Ein aktuelles Beispiel ist der bekannte türkische Pianist Fazil Say.

Er scherzte: "Wo will der Muezzin so schnell hin? Zu seiner Geliebten oder sogar an den Schnapstisch?" Das reichte bereits für ein Verfahren. Auch in Europa hört solche Scherze nicht jeder gerne, Stichwort Stunker und katholische Kirche. Aber hiesige Gerichte entscheiden regelmäßig für die Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst.

Zwar lesen sich die rechtlichen Grundlagen gar nicht so unterschiedlich. Auch in Europa sind Glaube, Kirche und öffentlicher Frieden geschützte Werte, aber die Meinungsfreiheit wird nicht gleich wegen jedem beleidigten Eiferer in Frage gestellt. Übrigens sollten auch die Gläubigen den Vorteil für sich selbst erkennen: Erst der Spott stutzt manche Höllenpredigt auf ein erträgliches Maß und fördert so die Toleranz. (rb/MF)

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Redaktion Mülheimer Freiheit
NRW
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