Mülheim / Buchheim / Buchforst - "Guten Gewissens kann man niemandem raten, meine Praxis zu übernehmen", sagt Detlev Geiß. Für ihn lohne sich der Betrieb eigentlich nur noch, sagt der Kinder- und Jugendarzt aus Chorweiler, weil er die Praxis abbezahlt habe, die eigenen Kinder erwachsen seien und keine größeren Investitionen mehr auf ihn zukämen.
Über die 160 000 Euro im Jahr, die ein niedergelassener Arzt in Deutschland angeblich brutto verdient, kann der 62-Jährige nur lachen. „Ich hab' davon nicht mal die Hälfte.“ Dafür umso mehr Arbeit. Mit Kollegin Ute Stolle (60) versorgt Geiß im Quartal an die 2000 Kinder. „Wir haben hier die schwierigsten Patienten. Sie können sich oft kaum ausdrücken, sind sehr zeitaufwendig und müssen in vielem an die Hand genommen werden.“
Türken, Afghanen, Afrikaner, Russen gehen in der einzigen verbliebenen Kinderarztpraxis im Stadtteil Chorweiler ein und aus. Privatpatienten? Fehlanzeige. "Mindestens 20 Prozent braucht man heute aber, um zu überleben", sagt Geiß. In anderen Stadtteilen wie Buchforst, Buchheim und Mülheim werden die Pädiater ebenfalls knapp.
(KStA)