Schauspielhaus (Foto Christoph Seelbach)
Sparen auf wessen Kosten?
Mülheim / Köln - Köln hat eine Haushaltslücke von 464 Millionen Euro. Warum aber kann sich Köln die Sanierung von Oper und Schauspiel leisten, die rund 200 Mio. Euro kosten soll? Hinzu kommen Betriebskostenzuschüsse von 50 Mio. Euro pro Jahr! "Oper und Schauspiel sind kulturelle Bestandteile der Stadt. Der Erhalt der Spielstätten und die technische Modernisierung sind unverzichtbar", findet OB Jürgen Roters.

Fakt ist: In den letzten neun Monaten verkaufte die Oper 186 298 Tickets, war zu 90 Prozent ausgelastet und steigerte die Einnahmen um 550 000 auf 5,145 Mio. Euro. Fakt aber auch: Dennoch wird jedes Ticket mit etwa 200 Euro von der Stadt bezuschusst! "Die Sanierung ist ein Beitrag für Kölns Zukunft, der sich finanziell nicht in der aktuellen Haushaltssituation wiederspiegelt", sagt der OB.

Sein Sprecher fügt hinzu: "Zudem kann die Stadt die Finanzierung über Kommunalkredite vornehmen, die erst in sechs Jahren zurückgezahlt werden müssen." Aber keiner weiß, ob sich bis dahin die Haushaltslage der Stadt gebessert hat. Caritas-Direktor Franz Decker: "Dann dürfen Oper und Schauspiel aber nicht nur für Reiche sein. Dann müssen alle Kinder, auch die ärmsten, diese Einrichtung besuchen können." Wenn nötig, kostenlos. (BILD)

Schauspielhaus (Foto Christoph Seelbach)
Überschuldete suchen Hilfe
Mülheim / Köln - Die Kölner Caritas muss sich um immer mehr überschuldete Menschen kümmern. Nach eigenen Angaben waren es allein im vergangenen Jahr 16.000, die Hilfe suchten, um aus der Schuldenfalle zu kommen. Der Bedarf an Hilfe sei allerdings wesentlich größer, heißt es weiter.

Nur jeder Zehnte kann demnach einen schnellen Termin bekommen. In vielen Fällen müsse länger als ein halbes Jahr auf Hilfe gewartet werden. Die Caritas macht dafür auch eine unzureichende öffentliche Finanzierung verantwortlich. Das Land NRW habe seit zehn Jahren die Finanzierung der Insolvenzberatung nicht mehr erhöht. (Radio Köln, 25.06.10)

Kommentar: Es geht nicht darum, z.B. gegen die Sanierung der Kölner Bühnen zu hetzen. Sondern darum, wie wir Prioritäten setzen. Eine Gesellschaft, deren alleiniges Konzept in der Krise darin besteht, unten zu sparen und oben zu geben, kündigt die Solidarität auf. Die Menschen werden irgendwann nicht mehr Wahlzettel ausfüllen, sondern damit Benzinkanister anzünden. (rb/MF)

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Redaktion Mülheimer Freiheit
NRW
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