Mülheim - Wir haben in den vergangenen Wochen über den Zusammenhang von Wahlmüdigkeit und Armut berichtet. Wirtschaftlich arm heißt eben auch oft politisch desinteressiert. Die Wirtschaft lässt das Thema kalt, Hauptsache das Geschäft läuft. Die Politik ignoriert das Problem ebenfalls: Mehrheit bleibt Mehrheit, auch wenn nur 10% zur Wahl gehen.

Die Meldungen über Ausbeutung und Armut reißen indes nicht ab: "Es gleicht moderner Sklaverei: Im Kampf gegen Schwarzarbeit und Lohndumping hat das Hauptzollamt Köln Anfang Oktober 150 Friseursalons in NRW überprüft. Im Einzelfall wurden dabei Stundenlöhne von nur 1,50 bis fünf Euro festgestellt.

In Köln, Bonn, Rhein-Erft-, Rhein-Sieg-, Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis wurden insgesamt 450 Arbeitgeber und Beschäftigte befragt." - Und Sie, liebe Leser? Wissen Sie, was Ihr Friseur verdient? Oder ist es Ihnen egal? (T-Online)

Mülheim - Die Automaten-Razzia in Mülheim war offenbar nicht die erste und brachte eine Dimension von Spielerbetrug und Steuerhinterziehung an den Tag, die staunen lässt. Nicht so einen türkischer Freund von uns, der über die Geschichte nur lachen konnte: „Die machen das seit 30 Jahren.“

Der deutsche Staat sei in dieser Hinsicht ein Schlafmützenstaat. Aus Angst, Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen zu bekommen, würden einige Dinge schlicht ignoriert. Nun melden sich fünf berufsständische Vereinigungen der Spielautomaten-Branche zu Wort:

Die schalten im Stadt-Anzeiger eine halbseitige Anzeige, um sich von den Ganoven abzugrenzen: „Wir begrüßen das konsequente Vorgehen der Polizei gegen illegales Spiel in Köln. Die Automaten- Wirtschaft steht zu Recht und Gesetz.“ (rb/MF)

Mülheim - Die Sozial-Betriebe der Stadt Köln haben ein Angebot für türkeistämmige Menschen entwickelt, die als alte Menschen pflegebedürftig geworden sind. Im städtischen Senioren- und Behindertenzentrum an der Mülheimer Tiefenthalstraße wird nun auf die besonderen Wünsche älterer Migranten eingegangen.

„Die Familienstrukturen werden kleiner“, sagt der Dialog-Beauftragte der Türkisch-Islamischen Union (Ditib), Bekir Alboga. „Die Großfamilien funktionieren nicht mehr so wie früher, wo sich Familienmitglieder um pflegebedürftige Angehörige bis zu deren Tod selber kümmerten.“

Wer in einem Pflegeheim auf türkeistämmige Muslime eingehen will, muss nicht nur den Speiseplan überdenken, auf religiöse Gepflogenheiten eingehen und einen Gebetsraum einrichten. Er braucht auch einen großen Besucherraum, weil die neuen Bewohner im Gegensatz zu manchem deutschen Nachbarn viel Besuch bekommen. (KStA)