Mülheim - Fatma war 16 Jahre alt, als ihre Eltern sie über die geplante Hochzeit mit einem fremden Mann informierten. "Sie wollte auf keinen Fall", erinnert sich Joo-Schauen von der Kölner Beratungsstelle Agisra. Das Kölner Mädchen lief von zu Hause weg, wurde vom Jugendamt untergebracht. Als sich die Eltern einsichtig zeigten, kehrte die Schülerin zurück.
Doch schon drei Monate später war der Druck wieder da, sie durfte nicht mehr alleine vor die Tür, alle Schritte wurden kontrolliert. Dann nutzte Fatma einen Arztbesuch zur Flucht. Nach drei Monaten in einer Jugendschutzeinrichtung hatte das Mädchen einen neuen Namen. Seitdem lebt sie weit weg von ihrer Kölner Heimat und hat Angst, dass sie ihre Familie irgendwann finden könnte.
Ohne ein kostenloses Beratungsangebot und eine oft nötige intensive Begleitung werde man diesen Frauen nicht helfen können, sagt Joo-Schauen. "Politiker reden gerne über den Kampf gegen die Zwangsheirat, aber was heißt das konkret?" Drei Beraterinnen teilen sich bei Agisra 2,2 Stellen. Nun droht im kommenden Jahr das Aus für ihre Arbeit.
(KStA)