Mülheim - Wer am Wiener Platz mal dringend muss, der hat ein Problem. Denn es gibt dort keine öffentliche Toilette. In Zeiten der hochansteckenden Omikron-Variante besonders heikel. Denn Hygiene ist ohne Toiletten nicht möglich.
Über ein Jahr kämpfte eine Bürgerinitiative für die Einrichtung von Toiletten. Mit Klo-Sitzstreiks machte man der Verwaltung Druck. Schließlich übernahm die Stadt die Reinigungskosten. Nach fünf Monaten das Aus. Linda Rennings vom Verein „Heimatlos in Köln“ ist auf dem Baum:
„Das ist ein Skandal!" Die Klos selbst wollte die Stadt nicht finanzieren. Das übernahm Biergarten-Gastronom Zoch: „Ich habe die Container-Klos für meine Gäste kostenlos für die Öffentlichkeit bereit gestellt. Alle waren zufrieden mit der Lösung.“ (EXPRESS)
Besonders ärgerlich ist die Begründung der Stadt: Eine Toilette sei zu teuer, weil sie rund um die Uhr personell besetzt sei müsste. Und warum das? Weil der Wiener Platz ein Zentrum der Drogenszene sei. Heißt: Zum Dank dafür, dass Mülheim der City einen Großteil des Elends abnimmt, wird hier nichts investiert. Die Junkies und Obdachlosen machen ja alles kaputt und dreckig.
Es gab in Mülheim mindestens zwei öffentliche, fest installierte Toilettenanlagen: Eine mitten auf dem Wiener Platz und eine am Mülheimer Bahnhof. Weil die Leute aber irgendwann in den Achtziger Jahren aufgehört haben, zu Pinkeln, konnte die fürsorgliche Stadt die Toiletten aufgeben und das Geld schon mal für Wichtigeres auf Seite legen. So z.B. für die Sanierung der Oper im Gegenwert von geschätzten 4.000 Toiletten-Containern der etwas feineren Sorte ..
Bei allem Gejammer: Die öffentliche Toilette im Bezirksrathaus neben dem Bistro Zoch ist während der Dienstzeiten weiterhin geöffnet.