Emre Ü. (18) Foto EXPRESS
17.04.2008
Sozialstunden für Koma-Schläger
Mülheim - Jochbeinbruch, Schädel-Hirn-Trauma, Koma. Den Karnevalsdienstag 2007 wird Hans-Peter P. nie vergessen. Als Mitglied der Karnevalsgruppe „Mülheimer Lumpen“ wurde der 44-Jährige brutal zusammengeschlagen. Am Dienstag sah er seinen vermeintlichen Peiniger vor dem Amtsgericht wieder. Doch der kam mit nur zehn Sozialstunden davon. Eine komplette Jugendbande hatte sich im Gerichtssaal 10 auf der Anklagebank versammelt ..

Rückblende: Emre Ü. und seine Kollegen verfolgten den Mülheimer Karnevalszug. Und forderten von den „Lumpen“ ordentlich Kamelle. „Unzufrieden mit der Ausbeute beschimpften sie die Karnevalisten“, heißt es im Polizeibericht. Einem Wortgefecht folgte die Drohung der Bande: „Am Wiener Platz sehen wir uns wieder.“ Dort warfen sich rund 15 Jugendliche in die Zugbahn, schubsten die Jecken, jagten Frauen und Kindern Angst ein. Dann kassierte Hans-Peter P. Schläge – feige, gänzlich unvermittelt. Weil eine Zeugin Fotos machte, konnten acht Täter ermittelt werden.

Und die saßen am Dienstag mit Unschuldsmiene im Gericht. Gaben zu, dass sie bei der Rangelei dabei waren, bekamen dafür 30 Sozialstunden aufgebrummt. Doch dass Hans-Peter P. von Emre misshandelt wurde, will keiner gesehen haben. Das Verfahren gegen den 18-Jährigen wurde eingestellt. Nur zehn Sozialstunden muss der Türke ableisten: weil er schon drei Wochen in U-Haft saß. (EXPRESS, Hendrik Pusch)