03.01.2009
Ohne Grund ins Herz gestochen
Mülheim - Karnevalsdienstag vor vier Jahren .. Der Sozialarbeiter Willi H. hatte am Tattag unbeabsichtigt zwei muslimische junge Frauen angerempelt. Die Ältere hatte den Zusammenstoß als absichtlichen Angriff verstanden und den 57-Jährigen plötzlich mit einem Messer attackiert.

Sämtliche Zeugen im Strafprozess sagten aus, dass die unbeabsichtigte Rempelei auf die beengten Straßenverhältnisse zurückzuführen gewesen sei und das anschließende Wortgefecht zwischen Willi H. und der Informatikstudentin bereits beendet war. Die 28-jährige Muslima jedoch zog das Messer aus ihrer Tasche, lief hinter H. her, baute sich vor ihm auf und stach ein einziges Mal zu: Sie traf mitten ins Herz.

Im August 2005 war die Frau wegen versuchten Totschlags vom Landgericht zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sie hatte ausgesagt, sich als streng gläubige und Kopftuch tragende Muslima wegen ihres Äußeren bedroht gefühlt zu haben. Nach Überzeugung der Richter aber hatte das Geschehen „überhaupt nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun“. Der Forderung eines Schmerzensgeldes von 250 000 Euro kam das Landgericht jetzt in einem Versäumnisurteil in vollem Umfang nach. (KStA)